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Oliver Vogt


Alumni des Monats April 2024
Teamleiter Venue Management, FIFA

Mein Leben war schon immer der Sport: Besonders haben mich Tennis und Fussball begeistert. Als Deutscher Jugendmeister im Tennis U12 habe ich auf die Tenniskarte gesetzt, leider musste ich auf Grund vieler Verletzungen meine Profikarriere schon mit 24 Jahren beenden. Mein Weg führte mich nach Birmingham (UK), wo ich Wirtschaft studierte (1996-1998). Ich hatte das Glück meine ersten beruflichen Erfahrungen beim Fußballklub Aston Villa (1999-2000) sammeln zu dürfen. Von da an ging es in die Schweiz zu TEAM-Marketing (2000-2003), wo ich für die UEFA-Champions League arbeitete und für die kommerzielle Umsetzung mit den Vereinen verantwortlich war.

Seit 2005 arbeite ich für die FIFA in Zürich: Hier war ich 4 Jahre Head of Competitions (verantwortlich für alle Spielpläne, Regularien, Auslosungen etc.). Gegenwärtig bin ich als Teamleiter im Venue Management verantwortlich für Aufbau, Training und Poolbildung der Venue Manager (höchste operative Person in den Stadien für Weltmeisterschaften).

Frage 1: Hallo Oliver! Dein Weg begann als Deutscher Jugendmeister im Tennis. Hat diese Erfahrung deine Leidenschaft für den Sport geprägt und dich dazu motiviert, eine Karriere im Sportmanagement anzustreben?

Der Sport war schon immer meine grosse Leidenschaft. Ich wollte nach meiner aktiven Zeit als Tennisspieler unbedingt im Sport bleiben - am liebsten im Fussballbereich. Ich fand es spannend, den Sport von einer anderen Seite zu sehen: Dabei gibt es die Sicht des Sportlers und die Sicht des Kommerzes.

Frage 2: Wie hast du es geschafft, dich nach deinem frühen Ende deiner Tennis-Karriere neu zu orientieren und dich erfolgreich im Sportmanagement zu etablieren?

Der Sport - für mich der Tennisplatz - war die beste Lebensschule. Ich habe da Disziplin gelernt, sich auf ein Ziel auszurichten, nach Enttäuschungen wieder aufzustehen. Ich hatte genaue Vorstellungen / Visionen, wo ich mich in 3 oder 5 Jahren sehe. Selbst Leistungssportler gewesen zu sein, half mir auch besser, den Spagat zwischen Sport und Wirtschaft zu verstehen.

Frage 3: Du hast Wirtschaft in Birmingham studiert und deine ersten beruflichen Erfahrungen beim Fußballclub Aston Villa gesammelt. Welche wichtigen Lektionen hast du aus dieser Zeit im Vereinssport gelernt?

Aston Villa ist ein Traditionsverein, ich habe gleich gespürt welche hohe Emotionalität damit verbunden ist. Auf der anderen Seite wurde der Klub wie ein Unternehmen geführt, mit klaren Strukturen. Im Villa Park wurde 1999 das letzte Finale der Europapokal der Pokalsieger ausgetragen (Lazio Rom – Real Mallorca), ich war dort sehr involviert auf der Seite von Aston Villa und arbeitete eng mit der UEFA und TEAM Marketing zusammen.

Ein halbes Jahr später ging ich zu TEAM in die Schweiz…

Frage 4: Die UEFA Champions League ist einer der prestigeträchtigsten Wettbewerbe im Fußball. Welche besonderen Herausforderungen gab es bei der Vermarktung dieses Wettbewerbs, und wie bist du während deiner Zeit bei TEAM Marketing damit umgegangen?

Die kleineren Vereine waren sehr viel euphorischer, man war sehr viel näher dran. Ich war in der Saison 2002 / 2003 der Venue Manager für Maccabi Haifa; es war das erste Mal, dass eine israelische Mannschaft in der UEFA Champions League gespielt hat. Sie durften nicht in Israel spielen, sondern mussten nach Zypern ausweichen. Ich habe viel Zeit mit dem Team / Offiziellen verbracht, auch viel über andere Themen gesprochen. Es war deutlich zu spüren, welche Kraft der Fussball auch in dieser Region hat.

Auf der anderen Seite, wenn man mit Top Teams wie Manchester United gearbeitet hat, musste man sehr professionell sein und sein Handwerk kennen; es war eine grössere Distanz. Es war eine wunderbare Zeit bei TEAM mit grossartigen Menschen, wo ich unglaublich viel gelernt habe.

Frage 5: In deiner aktuellen Rolle als Teamleiter im Venue Management bei der FIFA bist du für den Aufbau und die Schulung der Venue Manager verantwortlich. Welche besonderen Herausforderungen bringt es mit sich, Stadien und Austragungsorte für eine Weltmeisterschaft zu managen?

Ich sehe den «Venue Director / Manager» als Dirigent eines Orchesters. Er/Sie muss dafür sorgen, dass jedes Rad ineinandergreift. Wie führt man ein Team mit so vielen verschieden Kulturen, Backgrounds, welches Training braucht es? Welche Fähigkeiten muss ein Venue Direktor / Manager haben?

Man muss dabei viele Guidelines und Handbücher erstellen. Der Pool muss mit Leuten aus allen 6 Konföderationen aufgebaut sein. Da dieses Projekt in den Kinderschuhen ist gibt es viel zu tun, aber man kann seine Vorstellungen / Visionen voll mit einbringen.

Frage 6: Wie gehst du mit den hohen Erwartungen und dem Druck um, der mit der Organisation von solch prestigeträchtigen Sportveranstaltungen einhergeht?

Eine FIFA-Weltmeisterschaft - egal ob in der Jugend oder im Profi-Bereich - muss besser sein als alles andere, was Spieler oder Spielerinnen bisher erlebt haben: Es muss der «Wow-Effekt» da sein! Daran wird man gemessen und damit muss man umgehen können.

Auf der anderen Seite bin ich sehr dankbar, in so einem Umfeld arbeiten zu dürfen, wo ich nah an meiner grossen Leidenschaft bin; das ist ein grosses Privileg. Ausserdem ist es Fussball: Es geht um Freude, Spass, die schönste Nebensache der Welt! Es ist nicht Leben oder Tod. Man arbeitet auf der ganzen Welt immer mit verschieden Menschen und Kulturen, was es sehr spannend macht: Obwohl man unterschiedlicher nicht sein kann, arbeitet man an gleichen Zielen Hand in Hand.

Frage 7: Hat sich deine persönliche Perspektive auf den Sport im Laufe deiner Karriere verändert, insbesondere angesichts deiner Erfahrungen auf der internationalen Ebene des Fussballs?

Wenn man so lange dabei ist, hört und sieht man viel; es ist auch viel Politik im Spiel. Trotzdem: Der Sport mit all seinen Emotionen baut weiter Brücken und verbindet, wo die Politik / Diplomatie am Ende ist.

Frage 8: Haben deine bisherigen beruflichen Erfahrungen im internationalen Sportmanagement deine Erwartungen und Lernerfahrungen im Rahmen des CAS Sportmanagement beeinflusst?

Der CAS Sportmanagement hat mir teils die Augen geöffnet und mir unglaublich viele Werkzeuge an die Hand gegeben, insbesondere im Teambuilding. Zum Thema High Performance Teams habe ich sehr viel Input bekommen, was mir besonders im Projekt «Venue Management» hilft. Wie immer im Leben: «Machen muss man selbst.»

Frage 9: Als erfahrener Sportmanager mit einem breiten Hintergrund im internationalen Sport: Wie würdest du die Relevanz des CAS Sportmanagement für Fachleute bewerten, die bereits in der Branche tätig sind und nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung suchen?

Der CAS Sportsmanagement ist am Puls der Zeit und deckt viele Bereiche des Sportmanagement ab. Die Weiterbildung zeigt einem auf, wo man steht, wo man Nachholbedarf, oder Support braucht (ich z.B. im Bereich Social Media).

Es half mir auch herauszufinden wo meine Stärken liegen, was mich interessiert, in welche Richtung möchte ich gehen. Ausserdem trifft man sehr interessante Menschen mit viel Wissen und grossem Background: Auch da entwickelt sich mit der Zeit einer toller Teamspirit.

Frage 10: Zum Abschluss, was sind deine langfristigen Ziele und Ambitionen im Bereich des Sportmanagements, und welche Herausforderungen möchtest du in Zukunft angehen?

Ich könnte mir vorstellen, eines Tages in den Vereinsfussball zurückzukehren - in welcher Rolle auch immer.

Gegenwärtig werden die Jugendweltmeisterschaften neu aufgebaut und strukturiert (Es wird von 2025 – 2030 jährlich eine U17 Männer Weltmeisterschaft in Qatar mit 48 Mannschaften und eine U17 Frauen Weltmeisterschaft mit 24 Mannschaften in Marokko gespielt) - in diesem Prozess ein führende Rolle zu spielen, ist sehr spannend.

Vielen Dank für das spannende Interview, lieber Oliver!

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