Oliver Vogt
Mein Leben war schon immer der Sport: Besonders haben mich Tennis und Fussball begeistert. Als Deutscher Jugendmeister im Tennis U12 habe ich auf die Tenniskarte gesetzt, leider musste ich auf Grund vieler Verletzungen meine Profikarriere schon mit 24 Jahren beenden. Mein Weg führte mich nach Birmingham (UK), wo ich Wirtschaft studierte (1996-1998). Ich hatte das Glück meine ersten beruflichen Erfahrungen beim Fußballklub Aston Villa (1999-2000) sammeln zu dürfen. Von da an ging es in die Schweiz zu TEAM-Marketing (2000-2003), wo ich für die UEFA-Champions League arbeitete und für die kommerzielle Umsetzung mit den Vereinen verantwortlich war.
Seit 2005 arbeite ich für die FIFA in Zürich: Hier war ich 4 Jahre Head of Competitions (verantwortlich für alle Spielpläne, Regularien, Auslosungen etc.). Gegenwärtig bin ich als Teamleiter im Venue Management verantwortlich für Aufbau, Training und Poolbildung der Venue Manager (höchste operative Person in den Stadien für Weltmeisterschaften).
Der Sport war schon immer meine grosse Leidenschaft. Ich wollte nach meiner aktiven Zeit als Tennisspieler unbedingt im Sport bleiben - am liebsten im Fussballbereich. Ich fand es spannend, den Sport von einer anderen Seite zu sehen: Dabei gibt es die Sicht des Sportlers und die Sicht des Kommerzes.
Der Sport - für mich der Tennisplatz - war die beste Lebensschule. Ich habe da Disziplin gelernt, sich auf ein Ziel auszurichten, nach Enttäuschungen wieder aufzustehen. Ich hatte genaue Vorstellungen / Visionen, wo ich mich in 3 oder 5 Jahren sehe. Selbst Leistungssportler gewesen zu sein, half mir auch besser, den Spagat zwischen Sport und Wirtschaft zu verstehen.
Aston Villa ist ein Traditionsverein, ich habe gleich gespürt welche hohe Emotionalität damit verbunden ist. Auf der anderen Seite wurde der Klub wie ein Unternehmen geführt, mit klaren Strukturen. Im Villa Park wurde 1999 das letzte Finale der Europapokal der Pokalsieger ausgetragen (Lazio Rom – Real Mallorca), ich war dort sehr involviert auf der Seite von Aston Villa und arbeitete eng mit der UEFA und TEAM Marketing zusammen.
Ein halbes Jahr später ging ich zu TEAM in die Schweiz…
Die kleineren Vereine waren sehr viel euphorischer, man war sehr viel näher dran. Ich war in der Saison 2002 / 2003 der Venue Manager für Maccabi Haifa; es war das erste Mal, dass eine israelische Mannschaft in der UEFA Champions League gespielt hat. Sie durften nicht in Israel spielen, sondern mussten nach Zypern ausweichen. Ich habe viel Zeit mit dem Team / Offiziellen verbracht, auch viel über andere Themen gesprochen. Es war deutlich zu spüren, welche Kraft der Fussball auch in dieser Region hat.
Auf der anderen Seite, wenn man mit Top Teams wie Manchester United gearbeitet hat, musste man sehr professionell sein und sein Handwerk kennen; es war eine grössere Distanz. Es war eine wunderbare Zeit bei TEAM mit grossartigen Menschen, wo ich unglaublich viel gelernt habe.
Ich sehe den «Venue Director / Manager» als Dirigent eines Orchesters. Er/Sie muss dafür sorgen, dass jedes Rad ineinandergreift. Wie führt man ein Team mit so vielen verschieden Kulturen, Backgrounds, welches Training braucht es? Welche Fähigkeiten muss ein Venue Direktor / Manager haben?
Man muss dabei viele Guidelines und Handbücher erstellen. Der Pool muss mit Leuten aus allen 6 Konföderationen aufgebaut sein. Da dieses Projekt in den Kinderschuhen ist gibt es viel zu tun, aber man kann seine Vorstellungen / Visionen voll mit einbringen.
Eine FIFA-Weltmeisterschaft - egal ob in der Jugend oder im Profi-Bereich - muss besser sein als alles andere, was Spieler oder Spielerinnen bisher erlebt haben: Es muss der «Wow-Effekt» da sein! Daran wird man gemessen und damit muss man umgehen können.
Auf der anderen Seite bin ich sehr dankbar, in so einem Umfeld arbeiten zu dürfen, wo ich nah an meiner grossen Leidenschaft bin; das ist ein grosses Privileg. Ausserdem ist es Fussball: Es geht um Freude, Spass, die schönste Nebensache der Welt! Es ist nicht Leben oder Tod. Man arbeitet auf der ganzen Welt immer mit verschieden Menschen und Kulturen, was es sehr spannend macht: Obwohl man unterschiedlicher nicht sein kann, arbeitet man an gleichen Zielen Hand in Hand.
Wenn man so lange dabei ist, hört und sieht man viel; es ist auch viel Politik im Spiel. Trotzdem: Der Sport mit all seinen Emotionen baut weiter Brücken und verbindet, wo die Politik / Diplomatie am Ende ist.
Der CAS Sportmanagement hat mir teils die Augen geöffnet und mir unglaublich viele Werkzeuge an die Hand gegeben, insbesondere im Teambuilding. Zum Thema High Performance Teams habe ich sehr viel Input bekommen, was mir besonders im Projekt «Venue Management» hilft. Wie immer im Leben: «Machen muss man selbst.»
Der CAS Sportsmanagement ist am Puls der Zeit und deckt viele Bereiche des Sportmanagement ab. Die Weiterbildung zeigt einem auf, wo man steht, wo man Nachholbedarf, oder Support braucht (ich z.B. im Bereich Social Media).
Es half mir auch herauszufinden wo meine Stärken liegen, was mich interessiert, in welche Richtung möchte ich gehen. Ausserdem trifft man sehr interessante Menschen mit viel Wissen und grossem Background: Auch da entwickelt sich mit der Zeit einer toller Teamspirit.
Ich könnte mir vorstellen, eines Tages in den Vereinsfussball zurückzukehren - in welcher Rolle auch immer.
Gegenwärtig werden die Jugendweltmeisterschaften neu aufgebaut und strukturiert (Es wird von 2025 – 2030 jährlich eine U17 Männer Weltmeisterschaft in Qatar mit 48 Mannschaften und eine U17 Frauen Weltmeisterschaft mit 24 Mannschaften in Marokko gespielt) - in diesem Prozess ein führende Rolle zu spielen, ist sehr spannend.
Vielen Dank für das spannende Interview, lieber Oliver!