Janick Steinmann
Nach 496. NLA-Spielen musste Janick Steinmann seine aktive Eishockey-Karriere beenden. Für Kloten, Zug, Davos und Lugano brachte es Steinmann in den knapp 500 Spielen auf 46 Tore und 105 Assists. Mit den Bündnern wurde er 2011 Schweizer Meister und gewann im gleichen Jahr auch den Spengler Cup. Am 17. Oktober 2015 zog sich Steinmann im Spiel gegen Lausanne jedoch zum wiederholten Male eine Hirnerschütterung zu, die es ihm unmöglich machte, weiterhin seiner Passion nachzugehen. So sah sich der zweifache Nationalspieler bereits im jungen Alter von 28 Jahren gezwungen, sich mit seiner Karriere nach der Karriere zu befassen.
Nach seiner aktiven Spielerkarriere startete er im Mai 2016 beim EV Zug auf der Geschäftsstelle ein einjähriges Praktikum im Bereich Sport. Im selben Jahr schloss er erfolgreich die CAS Sportmanagement-Weiterbildung an der Universität St. Gallen ab. Anschliessend war er zwei Jahre als Assistant Coach EVZ Academy & Scout tätig. Im Mai 2019 folgte dann der Wechsel zu den Rapperswil-Jona Lakers, bei denen er nun seit gut vier Jahren als Sportchef tätig ist.
Ich habe im Rahmen meiner Eishockey-Karriere mehrere Kopfverletzungen erlitten. Mit jeder weiteren Hirnerschütterung erschwerte sich der Heilungsprozess massiv. So hatte ich bei der letzten Hirnerschütterung mit monatelangen Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Aufmerksamkeitsstörungen zu kämpfen. Des Weiteren führte die Verletzung vor allem zu einer schnellen Ermüdung bei kognitiven Tätigkeiten.
Ich hatte eine Ausbildung zum Kaufmann abgeschlossen und ein Vordiplom (Markom) als Marketingplaner angefangen. Diese konnte ich leider noch nicht abschliessen, da der Spielplan im Eishockey für solche Weiterbildungen nicht wirklich optimal ist. Ich muss zugestehen, dass das Karriereende um einiges früher eintrat, als dass ich mir das erhofft habe. Ich habe insgeheim damit gerechnet, dass ich noch einige Jahre als Eishockeyspieler mein Geld verdienen kann. Deshalb wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mich wie gewünscht auf meine „Nachkarriere“ vorbereiten konnte.
Glauben Sie mir, es fiel mir unheimlich schwer, diesen Entscheid zu akzeptieren. Von einem auf den anderen Tag kann man nicht mehr seinem geliebten Beruf nachgehen. Aber wenn drei Spezialisten sagen, dass das Risiko zu hoch ist, bleibt einem keine andere Wahl.
Meines Erachtens ist der „Speed“ in den Eishockeyspielen um einiges höher als früher. Durch die zunehmende Geschwindigkeit können solche Zusammenstösse nie zu 100 % vermieden werden. Man darf nicht vergessen, dass Eishockey ein Kontaktsport ist, und auch bleibt. Wir müssten uns aber Gedanken machen, das Spiel wieder zu verlangsamen. Da dies aber wahrscheinlich die Attraktivität des Sports verringert, ist dies schwierig umsetzbar.
Ich denke ausschliesslich an die schönen Momente zurück. Eishockey ist ein fantastischer Sport und hat mir unheimlich viel gegeben. Der Meistertitel mit Davos war sicherlich sehr speziell. Doch all die Jahre beim EVZ als Junior und auch als Profispieler waren für mich als Einheimischer schon unglaublich. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Saison 2008/2009. Wir waren bis Ende Dezember auf dem letzten Platz und erreichten dann durch eine fantastische Steigerung noch das Halbfinale. In dieser Saison spielte ich mit vielen guten Freunden zusammen, welche bis heute ein grosser Teil meines Lebens sind.
Da ich mich dazumal nicht vollständig von meinen Verletzungen erholen konnte, hatten wir uns auf eine Anstellung in Form eines Teilzeitpraktikums mit flexiblen Arbeitszeiten geeignet. Anfangs tat ich mich schwer, nicht mehr selber auf dem Eis zu stehen. Ich habe mich dann aber schnell daran gewohnt. Wir hatten viele kompetente Leute im Team, von denen ich täglich profitieren kann. Durch meine Erfahrungen als aktiver Eishockeyspieler und mein erworbenes Wissen im CAS Sportmanagement-Lehrgang konnte ich ebenfalls meinen Teil zum Erfolg beitragen.
Es war für mich unheimlich schwierig, da ich zu diesem Zeitpunkt immer noch mit den Folgen meiner Kopfverletzung zu kämpfen hatte. Ich wollte aber wieder eine Aufgabe haben und versuchte, mich so wenig wie möglich unter Druck zu setzen. Für mich kam der Lehrgang deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt, da ich so wieder einen strukturierten Alltag hatte.
Es war für mich grundsätzlich sehr interessant zu erfahren, was sich hinter Kulissen, und nicht nur direkt auf dem Sportplatz abspielt. Besonders beeindruckt hat mich die Modulwoche „Führung von Sportunternehmen“. Das Thema ist unheimlich interessant und sehr wertvoll für meine heutige Tätigkeit. Wie führt beziehungsweise motiviert man seine Mitarbeitenden und wie kommuniziert man mit den Spielern. Prof. Dr. Wolfgang Jenewein konnte uns in diesem Bereich unglaublich viel mit auf den Weg geben.
Vielen Dank für das interessante Interview, lieber Janick!