Rolf Haselhorst
Sport und Management - zwei Fach- bzw. Interessensgebiete, die Rolf Haselhorst seinen gesamten beruflichen Weg begleitet haben. Am Ende und mittels des Studiums an der HSG konnte er beides nun zusammenführen und neue Aufgabengebiete erschliessen.
Doch der Reihe nach. Das Ganze beginnt in der sportbegeisterten Region Ruhrgebiet, und zwar unter Tage. Hier machte Rolf Haselhorst erste Erfahrungen als Bergmann bzw. später als Produktionsleiter (Steiger) in der Führung von Menschen unter extremen körperlichen Belastungen. Als grosser Fussball- und Handballfan findet er im Ruhrgebiet schon bald auch seine emotionale sportliche Heimat.
Das Thema Management lässt ihn in den folgenden Karriereschritten nicht los. Als Führungskraft der BASF mit Sitz in Ludwigshafen ist er u. a. verantwortlich für Organisations- und Ablaufstrategien, Controlling und Personalentwicklung. Schlussendlich verantwortet er diese Themen für grosse Chemiestandorte in Europa. Danach bleibt für ihn das Ziel, all diese Erfahrungen in sein Hobby - Sport - einzubringen.
Durch die Sportmanagement-Weiterbildung an der Universität St.Gallen findet Rolf Haselhorst nicht nur eine Erweiterung seiner fachlichen Expertise, sondern auch den Einstieg in Netzwerke, Interessensgruppen sowie Vereins- und Verbandsorganisationen.
Auf dieser Basis bringt sich Rolf Haselhorst heute in die Führung von Profivereinen ein. Als Mitglied des Wirtschaftsrats der TSG EULEN Ludwigshafen (2. Handball-Bundesliga) unterstützt er die Fortschritte eines ambitionierten, auf die Entwicklung von jungen Nachwuchstalenten spezialisierten, Handballvereins. Und seit Juni 2022 widmet er sich als Aufsichtsrat des FC Schalke 04 den Herausforderungen an den „Geilsten Club der Welt“.
Ganz im Sinne einer weiteren persönlichen Entwicklung arbeitet Rolf Haselhorst derzeit an aktuellen Themen des Profisports. Schwerpunkte dabei sind der Zusammenhang einer zunehmenden Kommerzialisierung mit der zu beobachtenden Entwicklung der Loyalität von Fans zu ihren Vereinen, die Übertragbarkeit von Managementprinzipien der Industrie auf den Sport und die Entwicklung einer IT-gestützten Simulation von Sportmanagementaufgaben für die Ausbildung im Rahmen z. B. eines Studiums.
Ich bin Schalker in dritter familiärer Generation und habe den Verein mehr als 50 Jahre als Anhänger durch Höhen und Tiefen begleitet. Daher wollte ich immer dem Verein etwas davon zurückgeben, was er mir in all den Jahren bedeutet hat. Die Wahl durch die Mitglieder/innen war insofern für mich sehr emotional und gibt mir die angestrebte Möglichkeit mit meinen Führungserfahrungen und meinem Fachwissen, die Zukunft des Vereins positiv zu gestalten.
Entsprechend den Erfahrungen, die ich in der Industrie als Mitglied und Vorsitzender von Aufsichtsräten sammeln konnte, sehe ich meine Aufgabe nicht nur in der Kontrolle des operativen Geschäfts z.B. bezüglich der Rechnungslegung und Konzernbilanzen. Vielmehr umfasst die Aufgabe des Aufsichtsrates auch die Beratung des Vorstandes hinsichtlich der strategischen Ausrichtung des Vereins und das Initiieren neuer sowie zukunftsgerichteter Aktivitäten und Projekte. Dazu haben wir im Aussichtsrat Ausschüsse gebildet, die den Vorstand themenbezogen unterstützen bzw. beraten. Mein Schwerpunkt liegt derzeit hier im Bereich der Strategieerstellung.
Schalke 04 besitzt mit einer stetig steigenden Mitgliederzahl als zweitgrößter Fußballverein der Bundesrepublik eine enorme „Kraft". Die Region Ruhrgebiet und ihre Menschen leiden immer noch unter den massiven Folgen des Rückgangs der Schwerindustrie (Kohlenbergbau und Stahlerzeugung). In diesem eher schwierigem Umfeld besitzt Schalke für viele Menschen eine besondere Bedeutung. Mit ihm werden tradierte Charakteristika des Ruhrgebietes wie die harte körperliche Arbeit, im regionalen Bezug auch als „Malochertum" bezeichnet, auf den Fußball übertragen. Diese stark emotionale Identifikation der Anhänger mit dem Verein ist der eigentliche Markenkern des FC Schalke 04.
In der Führung des Vereins werden seit mehr als einem Jahr geänderte Wege beschritten, die eine wirtschaftliche Konsolidierung, eine schrittweise sportliche Entwicklung und eine transparente Einbindung der Mitglieder/innen in den Mittelpunkt stellen. Diesen Weg ergänzt um Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung unterstütze ich zu 100%.
Ich habe selbst Handball gespielt, besuchte seit Jahren die Heimspiele der EULEN und war beruflich verantwortlich für das Sportsponsoring der BASF. Nach Ende der CAS Sportmanagement Weiterbildung an der HSG kam man mit der Bitte auf mich zu, den Verein fachlich zu unterstützen. Wir haben gemeinsam mit der Geschäftsführerin Lisa Hessler einen Wirtschaftsrat konzipiert und ins Leben gerufen, der dem Management mit Rat und Tat zur Seite steht. Eine meiner Aufgaben ist es, den für die sportliche Zukunft des Vereins dringend erforderlichen Neubau einer Handballhalle in Ludwigshafen zu unterstützen. Die Widerstände gegen eine neue Halle sind gross, aber gerade das macht dieses Projekt zu einer tollen Herausforderung.
Ich habe mich in meiner BASF-Karriere umfangreich um Managementinhalte wie z. B. Aufbau- und Ablauforganisationen, Prozessverbesserungen oder Controlling-Themen gekümmert. Davon kann ich einiges auf den Sportbereich übertragen bzw. anwenden.
Was mir immer besonders am Herzen lag, waren Themen wie Leadership, Feedbackkultur und Personal- sowie Nachwuchsentwicklung. Gerade der letzte Punkt spielt auch im Sport eine wichtige Rolle. Daher liegt es nahe, Erfahrungen aus der Industrie auf den Sportbereich zu übertragen. Diesen Transfer finde ich sehr spannend.
Die Kommerzialisierung im Fussball hat in den letzten Jahren neue Inhalte und Umfänge erreicht. Sie bietet die finanzielle Grundlage für sportliche Erfolge und somit eine hohe Qualität der Mannschaften bzw. des Spieltagserlebnisses. Demgegenüber steht die Haltung von Fangruppen diese Tendenzen abzulehnen. In Deutschland existieren diesbezüglich überregionale Fanorganisationen, die die derzeitige oder zusätzliche Kommerzialisierung nicht akzeptieren. Vereinsspezifisch sind es insbesondere die Traditionsvereine und eingetragenen Vereine deren Fans hier klare Stellung beziehen.
Altersbezogen bilden spezifisch die jüngeren Fans im Alter bis zu 30 Jahren eine klare Front gegen weitere Kommerzialisierungstendenzen. Ihnen sind Umsätze, Erlöse oder CL-Teilnahmen weniger wichtig, sondern bei ihnen stehen soziale oder umweltspezifische Themen der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Es wird eine grosse Herausforderung an die DFL (Deutsche Fussball Liga), diese unterschiedlichen Ansätze und Sichtweisen zu moderieren.
Für mich bedeutete das CAS Sportmanagement den Eintritt in eine neue Lebensphase, auf die ich mich schon lange sehr gefreut habe. Insofern war ich sehr offen für Neues, aktuelle Entwicklungen oder den „Blick hinter die Kulissen“. Es gab zahlreiche Themengebiete deren Inhalte zusätzliches Wissen für mich bedeuteten. Am ausgeprägtesten war das sicherlich in den Bereichen Sportmarketing und digitale Geschäftsmodelle der Fall.
Es war für mich ein toller Start in ein neues Aufgabengebiet nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit in der Industrie. Natürlich hatte ich herausfordernde Studieninhalte, tolle Dozenten und eine erstklassige Organisation erwartet und wurde zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Was mich aber vom ersten Tag an begeisterte, war die Gruppe der Teilnehmenden. In der Zusammenstellung sehr heterogen, jede/r für sich ein „Unikat“, gemeinsam eine Einheit
(nicht nur beim abendlichen Drink, sondern auch in Prüfungssituationen), stets mit positivem Spirit und gegenseitiger Wertschätzung. Natürlich ist das wie immer auch einzelnen Personen zu verdanken, die sich mit Humor und schauspielerischem Talent einbrachten. Auf Namen möchte ich hier nicht nur aus Gründen des Datenschutzes verzichten.
In meiner Dankesrede als Lehrgangssprecher hatte ich angekündigt, dass mit der letzten Modulwoche unser gemeinsamer Weg nicht beendet ist, sondern wir uns das Ziel Weiterbildung vorgegeben haben. Dazu findet monatlich eine Telefonkonferenz statt, in der aktuelle Themen diskutiert werden, aber auch viel persönliche Eindrücke und Erfahrungen ausgetauscht werden. Als Fortführung des CAS Sportmanagement beabsichtigten wir eigenständig „Modulwochen“ durchzuführen. Die erste Fortbildung fand im Herbst 2021 am Thunersee
statt und hatte neben vielen anderen Themen den Einstieg von Private Equity Sponsoring in den Profisport zum Thema. Die zweite zusätzliche Modulwoche ist für Januar/Februar 2023 in Freiburg geplant und soll dem Thema „Nachhaltige Entwicklung im Fussball“ gewidmet werden. Darauf freue ich mich sehr.
Vielen Dank für das spannende Interview, lieber Rolf!