Martin Strobel
Martin Strobel ist ein ehemaliger deutscher Handballnationalspieler. Martin Strobel lernte das Handball-ABC beim SV Hausen. Der Baden-Württemberger gelangte über die JSG zum gleichnamigen Verein HBW Balingen-Weilstetten. Von 2008 bis 2013 spielte er beim TBV Lemgo. Zur Saison 2013/14 kehrte er zum HBW Balingen-Weilstetten zurück.
Seine Leistungen im Verein führten dazu, dass er auch zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Handballnationalmannschaft wurde. Unter anderem wurde er bei der Europameisterschaft 2016 in Polen mit der deutschen Mannschaft durch einen 24:17-Sieg über Spanien Europameister. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewann er mit dem deutschen Nationalteam die Bronzemedaille. Bei der Weltmeisterschaft 2019 verletzte sich Martin Strobel im Hauptrundenspiel gegen Kroatien ohne Einwirkung eines Gegners schwer am Knie und fiel für den Rest des Turniers aus. Im Sommer 2020 beendete Strobel nach 17 Jahren Profihandball und 147 Länderspielen für Deutschland seine aktive Karriere.
Martin Strobel agierte auf der Position des Spielmachers. Diese Funktion, sein Team zu lenken und zu steuern, trägt er nun in seinem neuen Beruf als Personal- und Teamentwickler, mit dem Ziel: Leistungs- und führungsstarke Menschen zu entwickeln. Als Europameister und Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen, weiss er genau was erfolgreiche Teamarbeit ausmacht und was jeder Einzelne dazu beitragen kann, um erfolgreich zu sein. Nach seiner Karriere veröffentlichte er ausserdem ein Buch «Höhepunkt am Tiefpunkt» und gibt einen reflektierten Einblick in seine Karriere.
Ja, mit Sicherheit auch. Ich habe direkt nach meiner schweren Knieverletzung 2019 angefangen das Buch zu schreiben - also wirklich im Krankenhaus noch. Ich musste das, was die letzten Monate und Jahre passiert war, verarbeiten und somit konnte ich die Zeit nutzen.
Es war 2019 eine besondere Reise. Damals bin ich als Spieler der 2. Handballbundesliga für die Weltmeisterschaft nominiert worden und musste mir im Vorfeld viele Zweifel und Kritik anhören, da ich auch zwei Jahre kein internationales Spiel mehr bestritten hatte. Trotzdem schaffte ich es gemeinsam mit der Mannschaft Höchstleistung abzurufen und zu überzeugen. Im Hauptrundenspiel gegen Kroatien verletzte ich mich dann allerdings wie oben beschrieben schwer am Knie. Natürlich war das ein ungünstiger Zeitpunkt kurz vor dem Halbfinale und viele sahen darin einen Tiefpunkt. Für mich war es aber ein besonderer Moment, weil ich bis hier hin eine unglaubliche Reise erleben durfte und darin, trotz der Verletzung, nun Chancen sah und eine enorme Anerkennung bekam. Somit der Höhepunkt.
Besonders bleiben natürlich die Erfolge im Jahr 2016 hängen als wir Europameister wurden und bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille holten. Aber auch der Aufstieg in die 1. Handballbundesliga 2006 oder das erste Länderspiel bleiben immer in positiver Erinnerung.
Ich habe schon während meiner Karriere gewusst, dass es wichtig ist ein zweites Standbein zu haben. Das habe ich dann auch bei der Verletzung gemerkt. Daher studierte ich im Bachelor Internationales Management. Nach meiner Karriere wollte ich bestimmte Zusammenhänge stärker vertiefen, vor allem was das Führen von Hochleistungsorganisationen angeht. Da war die Weiterbildung ideal, weil sie beide Welten aus Sport und Management super vereint.
Jemand der aus dem Spitzensport kommt hat schon eine gewisse Erfahrung, was bestimmte Abläufe in Vereinen oder Verbänden angeht. Das ist aber nur das eine. Jemand der selbst auf höchstem Niveau Sport betrieben hat, bringt auch viele Eigenschaften und Werte mit, die in anderen Bereichen hilfreich sind. Zum Beispiel Disziplin, Zielorientierung, Resilienz, Durchhaltevermögen, … um nur einige zu nennen. Man entwickelt einfach ein unglaubliches Gespür für seinen Körper aber auch für seine Umgebung.
Ich möchte viele Erfahrungen, die ich in der Teamarbeit auf höchstem Niveau gemacht habe an andere Menschen weitergeben, die ebenfalls in Führungsrollen aktiv sind. Als Spielmacher und Spielführer war es meine Aufgabe die Mitspieler zu lenken. Ich musste aber auch die Person kennen und den Umgang beherrschen, um sie gezielt einsetzen zu können. Diese Denkweisen verbinde ich mit modernen Methoden und unterstütze Führungskräfte und deren Teams, vor allem in Unternehmen, gemeinsam erfolgreicher zu sein.
Hier könnte man sehr viel anbringen. Aus meiner Sicht müssen erfolgreiche Teams ihre gemeinsame Richtung kennen und wissen, wofür sie das gemeinsam tun. In dieser Richtung muss sich jeder wertgeschätzt und respektiert fühlen. Nur dann wird er in der Lage sein, seinen Beitrag in das Team einzubringen. Richtig erfolgreich wird man dann, wenn man diesen Prozess immer wieder reflektiert.
Ja ich bin aktuell sehr viel in Unternehmen tätig. Sei es für Vorträge oder Workshops, aber vor allem auch in der Projektbegleitung zur Teambildung. Dieses Thema ist so wichtig, weil wir in dieser sehr komplexen Welt die Gemeinschaft und Vielfalt brauchen, um die vielen Herausforderungen zu meistern und neu zu gestalten. Unsere Kommunikation untereinander hat sich stark geändert und der gemeinsame, offene Austausch für das gemeinsame Ziel muss wieder stärker in den Fokus gerückt werden, damit jeder auch seine Stärke einsetzen kann. Dazu nutze ich den Transfer aus dem Sport.
Ich tausche mich sehr viel mit ihm über diese Themen aus, da der Handball natürlich unser Leben geprägt hat und dies auch immer noch tut. Mir macht es Spass strategisch zu denken und bestimmte Themen zu kombinieren. Alle Positionen, bei welchen man den Sport mit den anderen Themen verbinden kann, sind reizvoll. Im Handball ist es aber so, dass es hier nur wenig Stellen dafür gibt. Wir haben professionelle Strukturen aber nicht in der Breite wie z. B. beim Fussball.
Ich würde ihn allen Personen empfehlen, die eine gezielte und sehr qualitative Sichtweise auf den Bereich des Sportmanagements machen möchten. Ehemalige Athleten/innen, aktuelle Manager/innen aber auch jemand der sportaffin ist und vielleicht einen Quereinstieg wagen möchte, bekommt sehr viel praxisnahes Wissen vermittelt. Zusätzlich lernt man sehr viele grossartige Menschen kennen, wofür ich persönlich sehr dankbar bin.
Vielen Dank für das spannende Interview, lieber Martin!